Ritschi in der Schüür in Luzern

Légère, charmant und witzig verführt Ritschi die Luzerner Schüür im Sturm. Aus dem Publikum kommt prompt das textsichere Echo.

Aus den Boxen der stockfinsteren Schüür ertönen die ersten Takte, die Scheinwerfer erleuchten und ein Energiebündel betritt die Bühne. Seine positive Energie schwappt sofort auf die Musikhungrigen über, einen Abend voller Lebensfreude erwartet die Menschen auf dem Heuboden unter den urchigen Gebälken.

Der Befreiungsschlag weg von den eingefahrenen Schienen in der eigenen kleinen Welt folgt schon bald. Der Sprung über den eigenen Schatten lanciert die Entdeckungsreise ins Neuland. In meinem Kopfkino sehe ich schon die vielen Luftschlösser, die sich in Wolken über den Köpfen unter dem Schüürdach bilden. Die bunte Palette der Lebensgeschichten spielt sich darin ab: Weinen und jubeln, aber nie stehen bleiben und sich keinesfalls in eine Form pressen lassen.

So entstehen auch „Gfüehl wie Flüge“ oder tausend Kleinigkeiten erlauben plötzlich, dass fünf Minuten die Welt verändern. Ritschi’s Texte geben genug Freiheit, zu philosophieren, holen einem dann aber auch wieder auf den Boden der Realität zurück.

Bassist Emmi Lichtenhahn zieht nämlich momentan zahlreiche „Schisstäg“ ein, da Knochenbrüche und Konzertspielen keine guten Freunde sind. So steht an Ritschi’s Seite neben Lukas Schwengeler an den Gitarren, Simon Britschgi an den Drums und Dimitiri Kindle an den Keyboards der Bassist Simi Ryf aus der Band, mit welcher er damals die Aufmerksamkeit der Schweizer Musikszene auf sich zog. Dieser hat innert Kürze das ganze Repertoire einstudiert und singt auch noch bei allen Songs mit. Auch der Mann mit den roten, grünen und blauen Lampen investierte wohl unzählige Stunden, bis die Lichter weiss oder gelb wirkten und auch noch im Takt tanzten.

Emmi fehlt zwar, doch Rösli ist heute anwesend! Gelogen, dass sich die Balken biegen, doch der Song macht richtig Spass. Ritschi schaut sich derweil an, ob es im Lokal noch Raum gibt, um mehr Leute anzulocken. Und es gibt ihn, geht ruhig hin und hört euch das Energiebündel mal an. Fast jedes Konzert auf der aktuellen Tour bringt einen neuen Schatz aus der Live-Musik-Truhe der letzten Jahre ans Tageslicht. Also auch einen zweiten Besuch lohnt sich!

Wirbelstürmisch geht es in die nächste Runde, seine Beatbox-Qualitäten stellt er zur Freude des Publikums grossartig unter Beweis. Weniger optimal verläuft diesmal der Ukulelen-Einsatz, aber dafür hat man ja bei der Fee einen Wunsch frei. Zum Song „Bim erste Schritt“ glitzert dann auf und vor der Bühne der Stolz in den Augen aller Mamis und Papis. Irgendwann gipfelt das Konzert im Rauschen der Wellen, welche aus den Apfelbäumen kommt. Ebenfalls die Kokosnüsse fallen seit Neuestem von den einheimischen Gewächsen. Und wir träumen weiter von den handgemalten Landkarten im Pass und den selbstgebauten Luftschlösser, die zusammen mit den Kleinsten dieser Welt das Leben zu einem wahnsinnigen, langanhaltenden Glücksmoment aufblühen lassen.

Konzertbericht teilen via:
Facebook
WhatsApp
E-Mail