Wenn das Konzert zwei Minuten vor der kommunizierten Zeit beginnt, dann ist klar – da muss etwas raus! Henrik Belden und seine Freunde wollten sich 2018 nach zehn intensiven Jahren mit Alben und Livekonzerten ein Jahr Pause von der Musik gönnen. Corona sowie das Leben und seine Herausforderungen haben dazu geführt, dass diese Pause immer wieder verlängert wurde.
Zum Glück haben sich die Freunde zusammengerauft, einander gegenseitig angespornt und es schlussendlich hinbekommen, dass sich Henrik Belden hingesetzt und wieder Songs geschrieben hat. Und das ist genau richtig so. Das scheine nicht nur ich zu denken: Wenn ich mich in der gut gefüllten Schüür umsehe, dann sehe ich lauter zufriedene und glückliche Gesichter. Und im Gegensatz zu Heni braucht das Publikum in seinen Gesangmomenten bei den bekannten Belden-Hymnen keinen Spickzettel.
Ich kenne keine andere Band, welche den Namen des Frontmanns trägt, jedoch so klar nur als Kollektiv funktioniert. Auch am heutigen Abend zeigt es sich wieder, Henrik Belden sind vor allem vier Freunde: Gregor Heini, das eher vernünftige Gewissen der Band an der Gitarre, Iwan Steiner mit dem eigenen Emblem auf dem Schlagzeug und Andi Schnellmann, der langweilige Jazzer, welcher zum Bass-Buddie von Heni wurde. Und eben Henrik Belden mit der Singstimme mit hohem Wiedererkennungswert und einer unendlichen Liebe zu Luzern.
Wir lassen uns fallen in den weichen Gitarrenteppich und lassen uns treiben durch die Gefühle, welche die traurig schönen Songs auslösen. Henrik Belden knüpft mit der neuen EP The Distant Hope da an, wo die letzten Alben aufgehört haben. Er lässt dabei klare Botschaften zurück, beispielsweise im Schlussong Somebody Like You: In schwierigen Lebensphasen ist es richtig, sich von Menschen zu trennen, wenn man nicht auf sie zählen kann. Oder, wie in Bridges of the Oldtown besungen: Das Heimkommen-Gefühl nach Ferien ist genauso wichtig wie die Vorfreude.
Und nach dem heutigen Abend wissen wir: Was Belden in seinem Pressetext verspricht, das ist wirklich so: „Anstelle von Laptops und Drum Computern stehen da Musiker auf der Bühne, welche ihre Instrumente mit Können und Leidenschaft live spielen ohne viel Schnick-Schnack und ausufernden Bühnen-Inszenierungen. In der schnelllebigen und digitalen Welt ein willkommener Rettungsanker, um für eine kurze Zeit die Seele baumeln zu lassen und in die lebensnahen Geschichten und Klänge von Henrik Belden einzutauchen.“