Endlich sind sie da, in ihrem zweitliebsten Schweizer Club: Nora Steiner und Madlaina Pollina. Nur Nora und Madlaina. Ohne Band, ohne Schnickschnack, wie zu Beginn eben.
«Nah dran» – der Name der Tour ist Programm, zum Anfassen nahe stehen die beiden auf der Bühne und die Atmosphäre ist so intim, dass sich das Publikum nach dem ersten Lied noch gar nicht traut zu applaudieren – was wohl auch daran liegt, dass wir alle ein bisschen überrumpelt sind, dass die beiden jetzt plötzlich tatsächlich vor uns aufgetaucht sind nach dem langen Warten. Denn das Warten auf das Konzert, welches aus Krankheitsgründen um zwei Wochen verschoben werden musste, hat sich gelohnt. Und wie!
Manchmal fällt es einem schwer zu glauben, dass hier wirklich nur zwei Frauen mit ihren Gitarren, Bässen und ihrem Keyboard musizieren (nur ganz selten werden sie von einer Aufnahme ab Band unterstützt) – so emotional, so kraftvoll sind ihre Präsenz, ihre Musik, ihre Stimmen. Und natürlich die Lyrics, auf ihre ganz besondere Weise irgendwie sehr alltäglich, aber auch sehr philosophisch, tiefgründig und gesellschaftskritisch. Als wäre das Leben selbst ein Gedicht. Es sind Sätze, in denen man sich wiedererkennt, die hängenbleiben und zum Nachdenken anregen: «Warst du gestern, als ich blieb, auch kurz verliebt?» oder «Die einen rennen durch ihr Leben und andere haben nie genug». Neben Hochdeutsch singen die beiden auf Englisch und Mundart, eine Mischung aus vertrauten wie auch brandneuen Stücken, die erst auf dem kommenden, noch unveröffentlichten Album erscheinen werden.
Man merkt es den beiden an, dass sie sich freuen, wieder einmal nur zu zweit zu spielen – an den strahlenden Blicken, die sie sich immer wieder zuwerfen, und den zahlreichen persönlichen Anekdoten, die sie mit uns teilen. Auch das Publikum im fast ausverkauften Mokka (und das an einem Mittwoch!) strahlt. Wir sind alle leicht verzaubert, spürbar begeistert und singen sogar mit, obwohl «wir Schweizer:innen das ja nicht so gerne machen», wie Madlaina treffend bemerkt. Darum ja – ich war gestern, als ich ging, auch kurz verliebt.