Dass Sina, eine waschechte Gampjerin, am Jubiläums-Open-Air spielt, versteht sich fast von selbst. Dass sie die Bühne rockt, irgendwie auch.
Nicht nur das Open Air in Gampel gibt es seit 30 Jahren, auch Sina ist schon so lange mit dabei: Einst stand sie an der Kasse, wie sie erzählt, und seit 20 Jahren mit ihrer Band immer wieder auf der Bühne. Sie hat dieses Jahr Gregor Heini, Matthias Kräutli, Michael Chylewski, Peter Wagner und als besonderen Gast Adrian Stern mitgebracht. Alle fünf Musiker haben ein Mikrophon und singen abwechselnd oder zusammen Backings. Sie haben alle akzentfreies Walliserdeutsch gelernt, singen „tullu“, „Port“ und ganz viel „uuuuuh“ (zugegeben, Letzteres ist nicht eindeutig Walliserdeutsch). Im Austausch imitiert das Publikum schönsten Badener Dialekt, als Adrian Stern zu „Amerika“ ansetzt. Sina singt ihm munter zwischen die Zeilen. Adi Stern will nach Amerika „flüüge“, Sina lieber „fliigu“, er möchte ein „Huus boue“, sie aber ein „Hüüs büüwe“, er ganz viele Kinder machen, sie eher Songs. Musikalisch harmonieren die zwei indes wunderbar, was auch das Publikum mit Jubelrufen goutiert. In der Folge läuft die Band zu Höchstform auf, spielt „Bonbons“ und „d‘Mama weiss vo nix“. Sie verstehe die Diskussionen nicht, sagt Sina, jede solle doch heiraten dürfen, wen sie wolle: ob eine Frau oder einen Pfarrerssohn. Letzteren hat Sina zwar nicht geheiratet, seine Geschichte erzählt sie aber in der Zugabe – sie soll sich unweit von Gampel ereignet haben, inmitten der Berge.
Beeindruckend ist die Kulisse, und mindestens genauso beeindruckend die Band. Obwohl Sina in einem Song singt „lüäg mi nid mit grossä Öigä a“, so tue ich genau dies: Sie mit grossen Augen ansehen und staunen, wie mich ihre Stimme auch nach so vielen Konzerten jedes Mal wieder neu überrascht.