Der Anzug sitzt, die Haare sind perfekt gelockt, als Crimer im ausverkauften ISC auf die Bühne tritt. Im ersten Moment bin ich nicht sicher, ob er etwas unzufrieden oder angespannt ist, so ernst blickt er in die Menge. Doch mir wird schnell klar, dass das einfach zur Show gehört – denn wenn Crimer für etwas bekannt ist, dann für seine Dramatik.
Als er nach dem dritten Lied zum ersten Mal grinst und das Publikum mit den Worten begrüsst, dass er sich noch nie so sehr auf eine Tour gefreut habe, kauft man ihm das sofort ab. Auch die Leute im Saal schienen es kaum erwarten zu können, ihn und seine beiden Bandkollegen endlich (wieder) live zu sehen; die Stimmung ist bereits ab dem ersten Ton ausgelassen. Altbekannte Hits wie «Sorrow» und «Brotherlove» werden mitgesungen, neue Stücke mit freudigen Rufen und lautem Applaus begrüsst – insbesondere die Schweizer Premiere von «Spiderweb» ist ein voller Erfolg.
Zwar markiert der Abend den Start der Headliner-Tour, doch man merkt, dass die drei Herren in den letzten 10 Tagen bereits in verschiedenen deutschen Städten gemeinsam auf der Bühne standen. Jeder Ton, jede Bewegung wirkt selbstverständlich und ich bin mal wieder neidisch, dass die Männer auf der Bühne ihre Hüfte so viel sinnlicher schwingen können als ich das je hinkriegen würde.
Die 90 Minuten vergehen wie im Flug und als sich Crimer nach der zweiten Zugaberunde endgültig verabschiedet, sind wir uns alle einig: Er hat sein Versprechen mehr als eingelöst, Bern heute Abend zur Hauptstadt des Synthie-Pop zu machen. Die Frisur sitzt übrigens auch nach anderthalb Stunden Crimer-typischen Verrenkungskünsten noch perfekt. Auch darauf bin ich ziemlich neidisch.