Omisdus (gesprochen: omischdus) heisst auf Romanisch beide und meint konkret Sänger Gino Carigiet und Gitarrist David Friedli, die seit neun Jahren gemeinsam rätoromanische Songs spielen.
Heute sind sie im Mokka-Garten in Thun zu Gast. Hinter der Aussenbühne schaut eine Wildschwein-Figur hervor, bunte Lämpchen kämpfen gegen das von Wolken getrübte Sonnenlicht.
1, 2, 3 – auf Romanisch in, dus, treis – heisst das erste Lied. Die wunderbare Stimme von Gino Carigiet mischt sich mit den Klängen der beiden Gitarren und einem eingespielten Playback. Dass Gino auch Gitarre spielt, ist neu. Er habe sie vor ein paar Monaten erst gekauft, sagt er. Dass David Friedli schon länger übt, das Instrument gar studiert hat, wird bei einem Blick auf seine rasant über die Saiten schwebenden Finger schnell klar. Ob sechs oder zwölf Saiten, er hat sie alle scheinbar mühelos im Griff. Manche Songs sind gesellschaftskritisch, sie handeln vom Ignorieren von Klimawandel und Krieg oder davon, dass man sich schon im Kindergarten für Autos oder Puppen entscheiden muss, denn: „mintgin s’auda en siu truchet, quei fa uorden en il tgau“ – alle gehören in ihre Schublade, das schafft Ordnung im Kopf. Aber: „Poppas ed autos, omisdus vul jeu“ – Puppen und Autos, ich will beides, ist das Fazit. Die Musik ist vielfältig. Beat ab Playback oder nur Stimme und Gitarre, mal inspiriert von Abba und dann ein Cover von Lo&Leducs 079 („null siat nov“). Gemeinsam haben alle Songs neben der melodischen Sprache die Gitarrenstärke sowie eine Stimme und Texte, die mitten ins Herz gehen. Bis zum Ende des Konzerts ist es dunkler geworden, die bunten Lämpchen entfalten ihre volle Kraft und das letzte Lied endet mit dem Wort Carezia, Liebe. Davon habe ich nach diesem Konzert ganz viel: für die Band, für das Mokka und für gute Musik!