Es ist kalt an diesem Novemberabend, und ich bin dankbar für die Wärme, die mich im Luzerner Stadtkeller empfängt. Das Lokal ist eine Stunde vor Konzertbeginn schon ziemlich voll, die jungen Wilden von Sway89 scheinen hier ein Heimspiel zu haben.
Nach zwei Gläsern heissem Tee bin ich bereit für das Konzert. Von Sway89 weiss ich nicht viel mehr, als dass die Band im 2009 den Talentwettbewerb „Sprungfeder“ gewonnen hat und zur Zeit für die Aufnahmen ihrer neuen CD „Lifeline“ viel Zeit im Aufnahmestudio verbringt.
„Behind the scenes“ ist das Motto des heutigen Auftritts und wird uns ein wenig hinter die Kulissen des bald 10-jährigen Bandbestehens schauen lassen. Eine ganz schön lange Zeit, für eine Band mit einem Durchschnittsalter von gerade mal 18 Jahren.
Ganz in schwarz mit weissen Krawatten kommen die jungen Krienser auf die Bühne. Die anfängliche spürbare Nervosität verschwindet nach den ersten paar Takten. Mit einer rockigen Nummer geht es los, und nach dem ersten Song folgt gleich eine Showeinlage – zu Joe Cockers „you can leave your hat on“ legen die Jungs einen neckischen Striptease auf Parkett. Nein nein, sie singen jetzt nicht nackt weiter. Es sei sozusagen ein Neuanfang, erklärt uns Damian Lingg, der Sänger. Ein Jahr lang seien sie nun so aufgetreten, nun sei Zeit für etwas Neues. Eine schöne Idee, wie auch die Videosequenzen, die immer wieder zwischen den Liedern eingespielt werden. Sie zeigen das Bandleben der Jungs. Bilder, die bezeugen, wieviel Spass und Herzblut in ihnen steckt.
Rockige Songs, mit viel Power, wechseln sich ab mit Balladen, die nicht minder intensiv sind. Kräftig, leicht rauh und erstaunlich reif, die Stimme von Sänger Damian Lingg. Die zwei Gitarristen Daniel Regli und Michael Wespi, der Bassist Rico Noser, am Keyboard und Piano Christian Wanner und am Schlagzeug Florian Köppel machen Sway89 komplett.
Wir bekommen einen Querschnitt durch das ganze Schaffen der Band von den Anfängen bis heute. Lieder über Liebe, Krankheit, das Ende der Welt… Songs, die mir zum Teil richtig unter die Haut gehen. Gänsehaut habe ich gar bei dem Lied „Gib nid uf“. Man merkt, dass auch sehr viel persönlich Erlebtes in den Songs steckt, und die Intensität der Peformance macht die Musik für mich sehr autentisch.
Immer wieder wird auch das Publikum miteinbezogen und aufgefordert mitzusingen. Nach der Pause kommen wir zu den neueren Songs der Band. Mit „let me believe“ liebäugelten Sway89 mit der Teilnahme am Eurovision Songcontest. Geklappt hat es dann doch nicht. Doch ganz nach dem Motto „das Glas ist halbvoll“ (und nicht „halbleer“) nimmt es die Band locker. Ihre Zeit wird schon noch kommen. Davon bin auch ich überzeugt. Von diesen Jungs werden wir bestimmt noch einiges hören.
Mit einem beeindruckenden Gitarrensolo von Michael Wespi und einem kleinen Vorgeschmack auf die neue CD, welche im März erscheinen wird, verabschieden sich Sway89 vom sichtbar begeisterten Stadtkeller Publikum, und damit das Ende nicht zu abrupt wird, geht einer nach dem andern von der Bühne während die andern noch weiterspielen, bis am Schluss nur noch Christian am Piano die letzten Töne spielt, mit einem verschmitzen Lächeln winkt und die leere Bühne dem Applaus überlässt.
Mein Fazit: Sway89 – ein ungeschliffener Diamant.