Sina in der Kammgarn in Schaffhausen

„Äis, zwoi, drüü!“ Gitarrist Adrian Stern zählt in schönstem Badenerdeutsch ein und Sina legt los. Ihre Band umrahmt die wunderbare Stimme und bringt ein Leuchten in die Kammgarn.

Der erste Song handelt von einem T-Shirt. Zuhinterst im Schrank und ewig nicht getragen, erzählt es Geschichten von früher. Genau ein solches T-Shirt trage ich heute, Open Air Gampel 2008 mit Unterschriften von Sina und Adrian Stern. Ewig nicht mehr angehabt, heute aber sehr passend.

Im zweiten Song spielt Adrian Stern mit René Mosele an der Posaune Solos um die Wette. Schlagzeuger Arno Troxler legt sich beim Takt-Angeben so fest ins Zeug, dass sein Pedal „z fätzu“ geht, wie Sina es beschreibt, und ersetzt werden muss. Das passiere einmal in tausend Konzerten, sagt sie – aber es sei schliesslich das Ziel gewesen, ein einzigartiges Konzert zu spielen. Und das gelingt der Band auch abgesehen vom technischen Defekt wunderbar. Da ist Sinas einzigartige Stimme. Da sind die grossartigen Fluchten aus der Realität in den Texten von „d Wält uf um Chopf“ oder „Gitarru Ma“. Und das Lied über „Kari“, Säufer und Poet zugleich, das mir bei jedem Hören fast die Tränen in die Augen treibt. Es sind die beiden Bläser, René Mosele und – nomen est omen – Dave Blaser, die den Songs einen Extra-Zauber verleihen. Und die Bass-Lines von Michael Chylewski mit den Gitarren-Riffs von Martin Buess, die das Ganze abrunden. So ziehen die Lieder vorbei, mal locker und leicht wie „Rosa Rosä“, mal berührend und ernst wie „Där Himmäl ob miär“. Dieses Lied wurde einst von Unicef für eine Spendenaktion zur Hilfe für Opfer des Syrienkriegs ausgeliehen – und ist heute leider wieder sehr aktuell.

Die Band gibt alles. René Mosele spielt seine Posaune buchstäblich mit links, während er in der rechten Hand einen Schellenkranz schwingt. Und Adrian Stern spielt ein Solo, das Sina ins Schwärmen bringt: „Eis Mal im Läbu so Gitar spilu wiä där Adi Stärn…“, kommentiert sie. Beim Cover von „in Memphis“ darf ein Schwenker auf „Amerika“ nicht fehlen – Sina hat dafür extra (fast) akzentfreies Badenerdeutsch gelernt. Nur darüber, ob sie in Amerika ein Haus bauen und Kinder bekommen (Variante Adrian Stern) oder eine Band gründen und Songs schreiben (Variante Sina), darüber sind sich die beiden noch nicht einig.

Ansonsten harmoniert das Septett perfekt. Band, Kammgarn, Publikum, Licht – alles verschwimmt zu einem Ganzen. Nach der Zugabe wird Sina von ihren Mitmusikern auf Instrumenten spielend und singend zum CD-Stand geleitet. Dort liegt ein Ziitsammläri-Tagebuch und Sina fordert das Publikum auf, sich mit einem „Sina, I love you!“ darin zu verewigen. So oder so ähnlich: „Sina, I loved your concert!“

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