Auf beiden Seiten der Bühne und über dem Mischpult brennen Kerzen in der kleinen Kapelle des Schlosses. Obwohl die Band heute nur zu dritt auftritt, ist die Bühne vollgestellt mit Instrumenten: Gitarre, Bass, Keyboard, Kontrabass, Metronom, Schnuregiige und anderes, dessen Namen ich nicht kenne – sofern es überhaupt einen Namen dafür gibt. Sina spielt mit einem Stück Gartenschlauch ein erstes Intro. Währenddessen kommen die beiden Instrumentalisten hinzu: Michael Chylewski und Peter Wagner.
Das Trio fühlt sich so nahe an den Zuschauern sichtlich wohl. Sina hat auf der Bühne eine unbändige Energie, die gute Stimmung überträgt sich auf das Publikum. Die Sängerin erzählt, dass es sich zu dritt besser experimentieren lasse als mit der grossen Band. Da erhält „Hinnär diär“ ein langes Intro, Michael Chylewski unterhält das Publikum nach der Pause mit einem Solo-Stück, bei dem die Zuschauer wie Sina und Peter Wagner beim Background singen das eine oder andere Mal laut lachen. Auch ältere Lieder haben Platz im Programm. In „Fiirvogil“ im Lötschentaler Dialekt lässt Sina ihre tiefe, ruhige Stimme zur Geltung kommen, um bald darauf bei „Bonbons“ wieder Gas zu geben. Eine Zuschauerin bringt ihr denn auch ein Bonbon auf die Bühne, das Sina lachend entgegennimmt.
Für die Zugabe hat sich die Band etwas Besonderes einfallen lassen. Sie will nicht mit Applaus nochmals auf die Bühne gebeten werden, sondern mit Gesang. Dafür reicht Sina ihr Mikrophon durchs Publikum und lässt die Zuschauer nacheinander ein „Halleluja“ auf den Looper singen. Vom Resultat scheint Sina selbst überwältigt, sie habe dies noch nie so ausprobiert. Die Zugabe ist leise, auf „Härzschläg“ folgt „Nacht mit diär“ und als Abschluss „Schlaf siäss, chleis Mämmi“. Das Licht wird gedimmt und Michael Chylewski streicht seine Gitarre mit dem Bogen, um die zum Lied die passende gruselige Stimmung zu untermalen. Der Schlussapplaus will kaum ein Ende nehmen, bis das Licht im Saal wieder hell wird.