Mitten im Breitenrain-Quartier in Bern steht die kleine, ehemalige Wesley-Kapelle mit den roten Kirchbänken. Gustav sei auch schon öfters vis-à-vis auf dem Spielplatz gewesen und habe trotzdem aber nicht gewusst, wo das „La Chappella“ ist. Aber ihm gefalle es hier sehr gut.
Es ist ja auch ein schönes Plätzchen, das seit 1998 unter diesem Namen als Kulturlokal betrieben wird und in Bern als erste Adresse für Chanson und Kabarett gilt. Hier feiert der Fribourger Musiker Gustav am heutigen Abend die Premiere seines Solo-Programms „Hinter dem Tujahaag“.
Mit seiner Gitarre und einer kleinen Topfpflanze betritt er die Bühne und beginnt mit einem ersten französischen Lied. Ich komm tatsächlich irgendwann auch noch drauf, dass das Mini-Pflänzchen eine solche Tuja im Kleinformat ist… Musiker erleben ja oft auf ihren Tourneen lustige Geschichten und in den 17 Jahren seit seinem Debut, mit all den vielen Projekten, hat Gustav so einige, oft sehr kuriose und skurrile Sachen erlebt. Er wolle auf keinen Fall unter die Autoren gehen und Schriftsteller werden, stellt er klar. Deshalb gibt es das Erlebte einfach ganz direkt in diesem kleinen „Classeur“ mit dem Titel „Briefwechsel“. So ganz direkt und wie der Mund gewachsen, erzählt er daraus. Und weil es langweilig ist, immer nur Rechnungen im Briefkasten vorzufinden, gibts im kleinen Ordner zusätzlich allerlei Kunterbuntes zum Versand, sowie viele kleine Extras. Das wird auch gleich am im Publikum anwesenden Geburtstagskind demonstriert. Wer möchte, kann sich sogar mit der vordersten Karte auf einen Briefwechsel mit Gustav einlassen. Ihr wisst schon, so ganz klassisch mit Stift, Papier und Briefmarken.
Spitzbübisch und mit viel Humor erzählt der Multiinstrumentalist also, wie er etwa schon um die Aufmerksamkeit einer Schar pubertierender Sekundarschüler buhlen musste und dabei geistige Amokläufe während der Agressionsbewältigung durchlebte. Ebenfalls versuchte er auf der anderen Seite der Welt mit viel Müh und Not, ganz viel Jöh-Effekten und DJ Bobo’s „Chihuahua“, den Südkoreanern seine Heimat und Kultur näher zu bringen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen.
Es ist eben kein typisches Konzert und genau das macht es so speziell. Abwechselnd wird das Publikum an diesem Lese-Lieder-Abend mit Texten auf eine kleine Reise mitgenommen und durch einige seiner musikalischen Werke verzaubert. Das sind etwa „Lundi Matin“ oder „Gegen Süden“. In diesem kleinen, kulturellen Kreis singen und klatschen die Zuschauer nur zögerlich mit, hören stillschweigend den vielsprachigen Liedern zu. Das Gelächter scheint dann dagegen aber umso grösser und hemmungsloser, während Gustav von den ganzen Begebenheiten berichtet. Man amüsiert sich prächtig.
Mit einer nicht allzu ernst zu nehmenden Predigt wird der erfolgreiche Tourauftakt beendet. Danke Gustav für einen vielseitigen und super unterhaltsamen Abend.