Gigi Moto im ONO in Bern

Zuerst wollte ich in diesen Artikel nur ein Wort schreiben: „Hammerstimme!“ Bei genauerer Überlegung bot der Abend allerdings viel mehr als diese.

Denn schliesslich ist Gigi Moto nicht allein gekommen. Jean-Pierre von Dach und Roland Sumi haben sie auf der A1 nach Bern begleitet. Sie nehme diese A1 immer wieder gerne, meint Gigi Moto. Es sei schön, dass es Bern gibt. Sie schwärmt von den Altstadtkellern und davon, dass alle Berner ganz trainierte Oberschenkel haben müssten von dem vielen Treppensteigen. Die Band trainiert die Oberschenkel mit Tanzen – und zwar auf den Barhockern, auf denen sie während des Konzerts sitzen. Ich habe schon Angst, dass einer davon kippt. Gigi Moto hält es im Sitzen aber nicht lange aus, bald ist der Hocker weg und sie geniesst völlige Bewegungsfreiheit.

Auch Roland Sumi steht auf, als er den Bass für einige Songs gegen ein Akkordeon tauscht. Nur vier Instrumente haben die zwei Musiker mitgebracht, aber diese werden niemals langweilig. Da sind minutenlange Instrumentalteile, bei denen ich mir nicht sicher bin, wie viel Improvisation und wie viel Proben dahinter steckt. Von Dachs zwei Gitarren und Sumis Bass ergänzen sich mal zu Jazzeinlagen, dann wieder zu rockigen Tönen und schliesslich zu ruhigen Klangteppichen für die leiseren Balladen. Und in sie mischt sich Gigi Motos Stimme. „Love is fragile“, singt die Sängerin, ihre Stimme ist das Gegenteil: voller Kraft und Energie.

Diese Energie liegt nicht nur in der Stimme. Überhaupt versprüht die kleine Band wahnsinnig viel davon. Sie könnten die Show an einem grossen Open Air vor x-tausend Leuten spielen und ich bin mir sicher, das Publikum wäre begeistert. Einen Vorteil hat das kleine Ono aber: Die Stimme kommt auch mal ohne Mikrophon zum Tragen – genauso kraftvoll und schön wie über die Boxen. Publikum und Band amüsieren sich prächtig. Was Gigi Moto genau macht, um das Publikum zum Lachen zu bringen, könnte ich nicht sagen. Trotzdem gelingt es ihr immer wieder. Es sind kleine Dinge, Spässchen innerhalb der Band. Etwa wenn Gigi Moto etwas pathetisch einen Song ansagen will und erzählt, dass sie vor Jahren den Glauben an die grosse Liebe verloren habe, und von Dach dazwischen wirft: „Und dann kam ich!“

Böse kann Gigi Moto dem Gitarristen nicht sein, dass er ihr immer wieder in die Ansagen hineinfunkt. Denn sie sei ja zum Singen gekommen und nicht zum Schwatzen, sagt sie. Zum Singen und zum Tanzen – fast beneide ich auf meinem (durchaus bequemen) Stuhl die Zuspätgekommenen, die im Eingang stehen und sich richtig bewegen können, während ich nur mit dem Fuss wippe. Und ich stelle mir vor, wie die drei Musiker auf der A1 wieder Richtung Zürich fahren und noch im Auto weitersingen, so begeistert, wie sie auf der Bühne wirken.

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