Rockfest Schmerikon 2009

Das Festival am Zürichsee scheint regenerprobt zu sein. Bars, Essensstände und Konzertbühne, alles ist in trockenen Zelten untergebracht. Die mit Holzschnitzel bestreuten Wege wirken wie Stege über ein Sumpfgebiet. Auch der Zeltplatz ist luxuriös im Strandbad nebenan, die Sanitäranlagen und vor allem deren Dach darf kostenlos benützt werden. Der anhaltende Regen hält wohl auch viele davon ab, ins Festzelt zu pilgern.

Doch während des Konzertes von George tröpfeln die Leute langsam ein. Er hat die schwierige Aufgabe, Stimmung in das schwach gefüllte Festzelt zu bringen. Immerhin, einen Teil der Anwesenden ist textsicher und so gelingen die zahlreichen Publikum-Singparts überraschend gut und erst noch akzentfrei. Ausserdem gehört George jetzt auch zur CerVelatProminenz, denn wer weisse Tücher auf der Bühne hat, der hat es wirklich geschafft – wie er selbst stolz mitteilt.

May Day sehen wir zum ersten Mal. Die älteren Herren machen solide Musik, sie haben „Bock uf Rock“ und verführen uns „südwärts“. Eigentlich verstehe ich die Bündner ja problemlos, aber die Texte vom May Day kommen bei uns kaum an. Vielleicht bestehen die Empfangsstörungen auch wegen der ohrenbetäubenden Lautstärke und den Ohrstöpseln, welche unser Gehör schützen müssen. Das Volk reagiert ganz unterschiedlich auf die rockigen Klänge. Die einen finden es lässig, tanzen und feiern. Die anderen verhalten sich zurückhaltend und beobachtend.

„Listen to the Music“ heisst die neue Single von Pegasus. Die Jungs haben in der letzten Woche ihr Festivalprogramm umgekrempelt und gleich zwei brandneue Songs mitgebracht. Pegasus überzeugt musikalisch und Sänger Noah verwandelt die Zuschauer nach dem ruhigen Gitarrensolo mit einem Wimpernschlag in eine ausgelassene Partymenge.

Man hört den Helikopter landen und dann steht Ritschi da, er singt vom „Gfüehl wie Flüge“. Auch bei unveröffentlichten Songs hat er das Publikum voll im Griff. Er bringt das ganze Volk sogar zum Sitzen. Die Band harmoniert fantastisch und zeigt ihre Freude an dem, was sie tun. Im Zelt ist es noch immer ausserordentlich laut und nun auch heiss. Zum Glück fliegt ab und zu eine erlösende Flasche Wasser von der Bühne – danke.

Nach den Konzerten ist noch lange nicht Schluss. Ans Rockfest geht man nicht zwingend um Live-Musik zu geniessen. Es ist ein Treffpunkt für die ganze Region. Entsprechend geht der Barbetrieb bis tief in die Nacht weiter. Am Samstagnachmittag haben unbekanntere Bands die Möglichkeit sich auf der kleinen Bühne zu präsentieren.

Ich treffe gerade auf dem Festplatz ein, als Dotcom aus dem Aargau kräftig in die Saiten greift und ins Mikrofon schreit. Für meinen Geschmack ist diese Musik etwas zu hart. Trotzdem verweile ich ein wenig bei dieser gemütlichen Bühne im Grünen und geniesse das schöne Wetter.

Die Jugend aus der Region drängt sich vor der Bühne, als der einheimische Larry F den Abend im grossen Zelt eröffnet. Die stattliche Anzahl Hip-Hop-Begeisterter geht voll mit. Nach dem Konzert zieht es alle wieder nach draussen, schliesslich scheint heute die Sonne.

Und die Leute kommen nur spärlich zurück, um Aextra zu sehen. Die Berner fragen „Läbsch du di Troum?“ und wir fragen uns, ob sie ihn noch leben? Sie hinterlassen den Eindruck, dass sie gar keine Freude an ihrer Musik haben. Mag am kleinen Publikum im grossen Zelt oder am Hip-Hop-lastigen Abend liegen. Schade, denn in Aextra-Songs findet man immer wieder Zeilen aus dem eigenen Leben.

Bei Wurzel5 kommt der Sound nicht nur vom Plattenteller, eine komplette Live-Band begleitet die drei Typen mit ihrem Sprechgesang. Sie fordern auf „Chum beweg di Meitschi“ und kein Bein steht mehr still. Ihre Bühnenpräsenz ist bemerkenswert und sie ziehen das Volk mit. Gleich beim ersten Lied ist der Draht zum Publikum perfekt.

Phenomden, vom anderen Ende des Zürichsees, verführt uns mit Reggae an die Wärme. Die Bude kocht. Das Volk klatscht, tanzt, schreit und singt bis in die hintersten Reihen.

Zum Dessert gibt es Gimma und obendrauf Schlagrahm. Doch uns zieht es an die frische Luft und wir geniessen das Rockfest an einer der unzähligen Bars weiter.

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