Wie familiär die Schweizer Musikszene ist, erleben wir heute Abend in der Baronessa. Der Nidwaldner Reto Burrell präsentiert sein neues Album «Side A&B» und wird dabei vom Zürcher Chris Filter und somit dem Schlagzeuger der Luzerner Band Hecht unterstützt.
Hochgestiegen in die Baronessa schnappen wir uns einen Stuhl und positionieren wir uns an der Bar. Im Wissen, dass der Stuhl bald nicht mehr nötig ist, da Burrell vor allem die Songs von Side A spielt und diese laden zum bewegen ein. «Ticket to Fly» beispielsweise, bringt die Gitarren zum heulen und die Augen der Anwesenden zum strahlen. Eindrücklich, wie Ewi Heusser an der Leadgitarre den Boden legt und Reto auf diesem mitspielen darf, aber klar hörbar ist, wer der instrumentale Chef ist. Wenn es dann jedoch um das Ganze geht, dann sind die drei Herren auf Reto fokussiert und dieser dirigiert die Jungs durch sein 20 jähriges Musikschaffen.
Beeinflusst von Tom Petty – der ihn wohl durch seine Jugendzeit begleitete – erzählt er uns in den Songs von seinem Alltag. Da hat die Beziehung zu Rian, seinem Sohn genau so Platz, wie die Trennung von seiner Frau und die Liebe zu seiner Freundin. Manchmal für unsere Kultur fast zu ehrlich erzählt und besingt Reto seine Erlebnisse und seine Erfahrungen. Halt eben ein Herzblutmusiker, wie dies Judith Wernli im SRF3PUNKTCH anfangs Februar feststellte.
«This is it», ich hab den Eindruck, dass Burrell mit dem aktuellen Album am 2010 erschienenen Album «Go» anhängt. Dazwischen lief ihm zwar die eine oder andere schwarze Katze über den Weg. Doch einige Gläser von «Red Red Wine, Pt.2» führten dazu, dass er nun wieder glücklich das tut, was er liebt – Musik machen, Musik produzieren und Musik unterrichten. Und dies alles obwohl er gar nicht Noten lesen kann, wie er mir mal verraten hat.