Hunderte Handybildschirme lassen den Konzertsaal in blauem, warmen Licht erscheinen. Ein paar Leute kreischen und von der dunklen Bühne erklingen Akkordeon-Klänge. Bligg rappt in das Intro und fragt sich «Was isch passiert, Politiker hend Panik…».
Der Zürcher braucht ein paar Songs um anzukommen, die gute Stimmung scheint ihn leicht zu überfordern. Er bleibt seinem «Manhattan-Style» treu, lässt uns als «Legändä & Heldä» feiern und bringt uns erstmal in die Knie zu gehen.
Danach scheint er angekommen zu sein, er setzt sich – flankiert von Hubert Kieffer am Akkordeon und Annie-May Mettraux als Backgroundsängerin – auf den Barstuhl und stimmt uns ein auf die Lieder, bei denen es sich definitiv lohnt die Texte nachzulesen. Schnell wird klar, Bligg ist einer, der überzeugt davon ist, dass es einen Gott gibt und eben dieser Gott begleitet ihn, stützt ihn und ist sein ganz persönlicher Mentor. Bligg und seine Beziehung zu Gott beinhalten jedoch auch Zweifel, im Song «Hilf mir» singt er davon, dass sein letzter Glaube Gott gehört, er fragt sich jedoch, ob Gott auch an ihn glaubt? Oder wo war Gott, damals als «Annie May» sterben musste?
Bei soviel Tiefgründigkeit tut es gut, dass sich Bligg zwischendurch an den Stammtisch begibt und da mit der Luzerner Lokalprominenz Tannenschnaps trinkt und den 80 jährigen Ruedi auf die Bühne holt. Zusammen begeben sie sich «In Tüüfels Chuchi» und somit in das Jahr 1976 als der Zürcher das Licht der Welt erblickte. «Rosalie» wird gefeiert und später wird der zukünftige Grenzwächter Timo auf die Bühne geholt. Bligg gibt ihm drei Weisheiten mit auf den Weg: «1. los immer uf dis Mami», «2. los immer uf din Papi», «3. los immer uf die Herz». Timo schwingt die Luzerner Fahne und das KKL feiert «Lah sie Redä» in herzlicher Dankbarkeit dafür, dass Bligg an sich glaubte und seiner Überzeugung treu blieb auch als er nicht mehr wirklich wusste, ob dies alles so gut ist, wie es ist: «Zeig mir dä Wäg». Amen.