Openair Bellaluna in Filisur

Unser Zelt steht, die Regenpause ist vorbei. Wir lernen schnell unsere Nachbarn mit dem wärmenden Feuer kennen und fragen uns, warum der gemütliche Wald rund um den Zeltplatz wohl gerodet wurde. Das kleine, aber feine Openair im Bündnerland entwickelt sich Jahr für Jahr positiv weiter. Es sind eben die vielen kleinen Dinge, die ein gutes Openair ausmachen. Trotz vorausgesagtem Dauerregen und Kälte sind wir auch beim dritten Openair Bellaluna dabei. Und gleich zu Beginn machen wir die Musikentdeckung des Wochenendes.

77 Bombay Street, eine Band, die ihren Namen dank dem alten Zuhause der vier Brüder im australischen Adelaide trägt, findet den Draht zu den wenigen Besuchern vor der Bühne sofort und begeistert uns mit ihrem ansprechenden Sound. Diese Strasse merken wir uns!

Das für dieses Wetter optimale Rundzelt füllt sich immer mehr als Pegasus aufspielt. Die Jungs aus Biel holen die Lieder aus der guten alten Rock’n’Roll-Zeit hervor und geben auch ihre neuen Songs wie „Nobody said Life was easy“ preis.

Nach dem Instrumentalintro taucht Büne mit seiner Linkshändergitarre auf und das Publikum singt lautstark „Obe esch unde und dunkel esch hell“. Patent Ochsner verführt uns auf die Startbahn von Belpmoos, lässt uns das Echo der ersten Mondlandung vor genau 40 Jahren hören und entdeckt mit uns wieder einiges, was sich vor uns versteckt hat. Aber die Zeit geht tictac-tictac viel zu schnell vorbei und die filmreife Szene in dieser Freitagnacht ist leider schon zu Ende.

Nach Slam & Howie, einer Speed-Country-Truppe, welche ihre Bühne mit Schlangen und Totenköpfen schmückt, verziehen wir uns durch stockdunkle Nacht, Pfützen und Schlamm ins Zelt. Im Schlafsack ist es kuschelig warm, draussen donnert, stürmt und blitzt es ununterbrochen. Es wird hell. Doch so lange konnten wir auf einem Openair-Zeltplatz noch nie schlafen. Die Sonne erhitzt das Zelt nicht, die Menschen bleiben lärmen kaum. Ja, man muss auch die Vorteile dieses Sauwetters sehen! Und erst der Blick auf die verschneiten Berggipfel! Fantastisch!

Nach unserem Luxusfrühstück mit frischem Kaffee natürlich mit Schümli und grossem Outdoor-Buffet gönnen wir uns einen Besuch im Thermalbad des Nachbardorfes. Zurück im Festivalgelände, haben uns die aufmerksamen Gastgeber sogar die Sitzbank abgewischt, welche wir ans andere Ende des Geländes verschoben haben.

Christine Lauterburg stimmt uns mit guter Musik auf eine grossartige Samschtagnacht ein. E-Gitarre, Akkordeon, Jodel und Bratsche – Schweizer Musik einmal anders.

Bernhard flirtet anschliessend mit dem Publikum und baut gleich für alle eine Baumhütte. Er fühlt sich wohl im Zuschauerraum und drückt Simona einfach das Mikrofon in die Hand. Sie singt spontan und textsicher „Ewigi Liebi“ und begeistert mit ihrer Stimme.

Für Ritschi ist heute kein „Schisstag“. Er spielt seine traurigen und kitschigen Songs sowie diejenigen von denen, welche hinter dem anderen Fenster im anderen Zug in die andere Richtung fahren. Beeindruckenster Moment dieses Konzertes bildete der Schluss seiner Beatbox-Einlage. Das Publikum als zweiter Mann geht voll mit und schafft es auf den Schlusston mausestill zu sein. Der kleine Niklas, der neue Leadluftgitarrist in Ritschi’s Band, rockt auf der Bühne mit und erntet tosenden Applaus.

Den harten Sound von Shakra verfolgten wir im Hintergrund während wir uns wieder zu stärken versuchen. Nützen tut es wenig.

Bei Vivian, welche den Schlussact des Openairs ist, geniessen wir nur noch die Musik und klatschen und springen nicht mehr. Die Menschen sind müde, der kräftige Gitarrensound von Vivian überzeugt aber immer wieder.

Das Bellaluna Openair bleibt eines der schönsten Schweizer Openairs. Die Bergwelt ist fantastisch und trotz Dauerregen sind wir kaum nass geworden. Das grosse Rundzelt, unter welchem die Konzerte stattfinden, gutes Schuhwerk, ein warmer Schlafsack und ein gut gespanntes Zelt sind optimale Voraussetzungen, um in jedem Wetter in bester Partylaune zu sein.

Man trifft sich eben immer wieder gerne dort oben. In diesem Sinne freuen wir uns schon heute auf 2010 – vielleicht ist es ja im nächsten Jahr nicht nur zum Aufstellen und Abbrechen trocken, sondern auch dazwischen.

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